Ein Fischhändler aus Hamburg, der gerichtlich verpflichtet wird, das Schild „Fisch könnte Gräten enthalten“ aufzuhängen, ein Schwimmbad in Dieburg (Hessen) das geschlossen wird, weil der 10m-Sprungturm in die falsche Himmelsrichtung Osten zeigt (Sonnenblendgefahr, Verstoß gegen DIN EN 13451-10, eine jüngere Norm für Bäderbau) und ein Schnittblumenhändler , dessen Schnittblumenbeigaben den Hinweis enthalten müssen „zum Verzehr nicht geeignet“ … Nein, das ist keine Realsatire, sondern das sind deutsche Vorschriften. Was der SPIEGEL-Hauptstadtredakteur Alexander Neubacher auf Einladung der UWG (Unabhängige Wählergemeinschaften im Landkreis Uelzen) am Montagabend im Lässig, Hundertwasserbahnhof, aus seinem Buch „Total beschränkt“ – Wie uns der Staat mit immer neuen Vorschriften das Denken abgewöhnt – vorlas, machte die zahlreichen Zuhörer schon nachdenklich. Allein auf Bundesebene gibt es über 246.944 Vorschriften, wobei 100.000 in den letzten 25 Jahren entstanden sind. Wenn wir diese Vorschriften –Spirale nicht stoppen, könnten wir vom homo-sapiens zum homo-demenz, den „Trottelbürger“ generieren. Neubacher erinnerte, an den Philosophen Immanueal Kant, der schon vor 230 Jahren forderte, den Aufbruch des Menschen aus dessen selbstverschuldeter Unmündigkeit zu begeben: “Habe Muth, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“. Nach Vortrag und Diskussion beendete Neubacher seine Lesung mit dem Schlusssatz seines Buches: “ Liebe Ordnungshüter, liebe Gesundheitsapostel, liebe Correctnesswächer, liebe Supernannys: Die kurze Phase vor dem Tod nennt man übrigens: Leben.“